Lesser Uri mochte keine Menschen. Viel schöner als sein Herz waren die lauten Hauptstraßen und insbesondere die Straßen Berlins. Seit 1887 lässt sich der Künstler endgültig in seiner geliebten Stadt nieder, die zur Hauptfigur seiner Leinwände wird.
"Unter den Linden nach dem Regen" - Eines der ersten Gemälde von Lesser, ihm gewidmet und eines der neugierigsten. Und wie bei einem ersten Date arbeitet der Künstler an einem Porträt des berühmtesten historischen Boulevards („Under the Limes“ - so heißt es auf Deutsch) und verwendet dabei sein ganzes Talent und alle verfügbaren Mittel, um auf der Leinwand zu arbeiten.
Kleine Spule ja Liebling
Auf Unter den Linden wurden 1647 im Auftrag des brandenburgisch-preußischen Staatsgründers Friedrich Wilhelm I. Linden gepflanzt. Tausend Linden- und Walnusssetzlinge bildeten eine Gasse, entlang derer der Kurfürst regelmäßig von seinem Palast aus auf Jagd ging.
Der nur etwa eineinhalb Kilometer lange Boulevard fängt eine Reihe der größten Sehenswürdigkeiten der deutschen Hauptstadt vom Brandenburger Tor über die Staatsoper bis zum Berliner Dom ein. Hier ist übrigens die Botschaft der Russischen Föderation.
Nun, zur Zeit des Gemäldes von Lesser war der Uri Unter den Linden Boulevard der Wohnsitz bemerkenswerter Bürger mit vielen Hauptgebäuden und viel Fußgänger- und Radverkehr: vom Pariser Platz über die Spree bis zur Schlossbrücke.
Schaffung von Corporate Identity
„Unter den Linden nach dem Regen“ ist erstmals die Grundlage, die Lesser bis an sein Lebensende gnadenlos nutzen und aufpolieren wird. Die radiale Perspektive wird die bevorzugte kompositorische Entscheidung des Künstlers auf seinen "urbanen" Leinwänden sein. Da die Verwendung von verschiedenen Schattierungen von drei Farben: Weiß, Braun und Schwarz (
1,
2).
Sogar einen Empfang mit ein paar Fußgängern im Vordergrund, von denen einer auf den Betrachter gerichtet ist, sehen wir noch
einmalnicht
zweiund nicht einmal
drei. Doch trotz des anschließenden Selbstplagiats hat gerade dieses erste Bild die größte Aufmerksamkeit des Künstlers erregt. Dies manifestiert sich in einer gründlichen Ausarbeitung von Details und einer filigranen Arbeit mit Öl.
Besonders gut für Lessry Uri sind weniger strenge Regenwolken, die sich auf der nassen Fahrbahnoberfläche niederschlagen. Auch dieses Muster wird immer wieder von Bild zu Bild wiederholt. Für Uri sind die Straßen Berlins während und nach dem Regen wie Seerosen, Stapel, Kathedrale von Rouen mit Monets japanischen Brücken in einer Flasche.
Er schreibt sie düster
abendstief
nachtsund weiß
am Nachmittag. Dank
im Herbstgrau
im winterund hell
im Sommer. Öl, Aquarell und Pastell. Aber erst seit 1920 haben Pferdekutschen die ersten Autos unwiderruflich ersetzt. Und hier bekommt der Künstler ein neues Thema für unzählige Übungen - reflektiert auf dem nassen Asphalt von Autoscheinwerfern und Straßenlaternen (
1,
2).
Die Schönheit der Hauptstadt des deutschen Sängers
Zurück zu unseren Linden, ist es auch erwähnenswert, dass "Unter den Linden nach dem Regen" eine der hellsten Stimmungen in den Stadtlandschaften von Ury Lesser ist. Unabhängig von einer eher dunklen Palette schafft er es, die Atmosphäre einer müßigen Abendwaschtruhe zu vermitteln.
Gut gekleidete Städter beeilen sich irgendwo (üppige Rüschen verdienen eine besondere Erwähnung, Frauen aus dem Vordergrund spähen schüchtern unter dem Rock hervor). In der Ferne galoppiert ein Kind durch die Pfützen, und in der Mitte erstarrt ein Straßenhund, als wäre er von der Aufmerksamkeit des Künstlers beschäftigt.
Nach 32 Jahren wird Lesser Uri ein Bild mit fast identischem Titel malen -
"Unter den Linden im Regen"aber es wird eine ganz andere Geschichte sein. Von der späten Arbeit geht Bestürzung und Langeweile aus: gebeugte Passanten, die versuchen, sich vor dem Wetter zu verstecken, reißen dem Wind die letzten erbärmlichen Blätter von den Lindenbäumen; den meisten Charakteren fehlt ein Hauch von Gesicht.
Dennoch wird die Zuneigung des Künstlers zu Berlin - vielleicht die einzige Leidenschaft seines Lebens (nichts ist über freundschaftliche Beziehungen zu Frauen oder anderen Angehörigen der menschlichen Spezies bekannt) - in einem Jahr anlässlich des 60-jährigen Jubiläums von Lesser Uri hervorgehoben. Oberbürgermeister (damals analog zum Amt des Bürgermeisters der Stadt) nannte das schöpferische Erbe des damaligen Helden „künstlerisches Lob der Reichshauptstadt“.
Die Autorin: Natalia Azarenko